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Der Tag, an dem die Voest vor dem Untergang gerettet wurde

OÖ Nachrichten / Achleitner Josef

Am 22. Oktober 1987, vor 30 Jahren, einigten sich Betriebsrat und Vorstand der Voest-Alpine nach langen Auseinandersetzungen über die Neuorganisation des Verstaatlichtenkonzerns. Die Voest-Alpine wurde in sechs Branchenholdings aufgeteilt, in die Voest Alpine Stahl, die Stahl Linz, dann noch eine für Maschinen- und Anlagenbau, eine für Industrieanlagenbau, eine für Bergbau und eine für Construktion und Engineering, so der Plan.

Damit waren die Schienen für die Zukunft des heute florierenden und privatisierten Stahlkonzcrns gelegt, der zwei Jahre zuvor vom Verstaatlichten-Chef Hugo Michael Sekyra von der ÖIAG selbst für pleite erklärt worden war und nur durch jährliche Geldzufuhr in Milliarden Schilling-Höhe vom Staat am Leben erhalten wurde.

Betriebsratsgrößen wie Franz Ruhaltinger, der auch im Nationalrat saß und seit den 1970er Jahren mit roten Kanzlern zumindest auf Augenhöhe verhandelte, hatten versucht, mit massiven Mitteln die „Zerschlagung" des Konzerns zu verhindern. Zuvor hatte Ruhaltinger mitten in der größten Krise noch mit Erfolg den Verstaatlichten-Manager Rudolf Streicher als Generaldirektor verhindert, weil der als harter Sanierer bekannt geworden war. Die Voest war dann ohne Führung gewesen, bis der deutsche Manager des Ölkonzerns Mobil ,Herbert Lewinsky, an die Spitze kam. Streicher war inzwischen als Nachfolger von Ferdinand Lacina selbst Verstaatlichtenminister und drückte das Holdingkonzept durch. Warum es damals plötzlich ging? Weil es wirklich keine Alternative mehr gab, sagte ÖIAG-Chef Sekyra. Eineinhalb Jahre zuvor waren in Linz 40.000 Voestler gegen die Sanierungspläne auf die Straße gegangen. Ruhaltingers Nachfolger hatten keine Wahl, als die Neustrukturierung zuzulassen.

Mit Heribert Apfalter war im Sommer zuvor eine Symbolfigur der Voest-Krise unter ungeklärten Umständen gestorben. Der 1985 nach Bekanntwerden des Intertrading-Detizits auf Druck von Minister Lacina zurückgetretene Generaldirektor wurde im Mostviertel tot aufgefunden, nachdem er von einem Treffen mit einem Unbekannten in der Autobahnraststätte Haag zurückgekehrt war. Es gab immer wieder Gerüchte, Apfalter sei, weil er zu viel wusste, beseitigt worden. Franz Summer, der langjährige Voest-Pressesprecher, der mit seinem Buch „Das VOEST-Debakel" Licht in die Krisenjahre bringen wollte, nimmt an, dass Apfalter erfahren hat, dass er kurz vor der Verhaftung stand, und mit einer Überdosis des Herzmittels Digitalis seinem Leben ein Ende bereitet haben könnte. Der Unbekannte könnte der Vertraute eines SPÖ-Ministers gewesen sein.

Die Sanierung wurde teuer und schmerzlich: Die Verstaatliche baute bis 1992 55.000 Arbeitsplätze ab, der Staat musste zwischen 1980 und 1988 mehr als drei Milliarden Euro zuschießen.

Autor: Josef Achleitner
erschienen in den OÖNachrichten am 30. Oktober 2017
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