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Der Lederfabrikant Wilhelm Poeschl aus Rohrbach (1901 – 1998)

Autorin: Monika Klepp

Die Lederfabrik: Gerberei und Fertigung

"Rohrbacher Lederfabrik – Josef Poeschls Söhne" lautete die offizielle Bezeichnung eines Unternehmens, das 1683 in Rohrbach gegründet und um die Mitte des 19. Jahrhunderts in den Rang einer Fabrik erhoben wurde. Gerberei und Lederverarbeitung waren die beiden Erwerbszweige, Heereslieferungen brachten Wohlstand und Kapital, das Innovation ermöglichte und ein breites Absatzgebiet sicherte.

In der Lederfabrik wurden Rindshäute aller Art gegerbt und zu Sohlleder, Schuhoberleder, Sattlerleder und Riemenleder verarbeitet. Nach der Schlachtung wurden die Rinder in den Schlachthäusern oder Fleischhauereien enthäutet. Die Häute wurden eingesalzen und zu Paketen zusammengelegt. In der Gerberei reinigte man die Häute und befreite sie durch spezielle Verfahren von Haut- und Fleischresten. Die so vorbereitete Hautblöße wurde mit vegetabilischen Gerbstoffen verschiedenster Konzentration versetzt, bis die 4 – 5 mm starke Hautblöße gänzlich von Gerbstoffen durchdrungen und zu Leder verwandelt war. Dieser Prozess dauerte bis zu sechs Monate. Für die vegetabilische Gerbung fanden Auszüge aus gerbstoffhaltigen inländischen und tropischen Rinden und Hölzern wie Eiche, Fichte, Kastanie oder Mangrovenrinde Verwendung. Neben der Vegetabilgerbung wurde ein Teil von technischen Spezialledern mit Chromsalzen mineralisch gegerbt.

Zwei ca. 15 m tiefe Brunnen und der Überfall des Teiches deckten den Wasserbedarf der Gerberei. Im Jahre 1924 wurde eine Pumpanlage aus dem Krenbach in Betrieb gesetzt, sodass der bedeutende Bedarf an Betriebswasser auch in Zeiten der Trockenheit gedeckt war. Die Abwässer der gesamten Fabriksanlage gelangten in einem geschlossenen Kanal zu einer 1951 errichteten Kläranlage. Das Leder wurde weiterverarbeitet zu Oberleder, Sohlleder oder Geschirrblankleder. Die k. u. k. Armee und später die Wehrmacht wurden mit Patronentaschen beliefert, für diesen Zweck waren Sattler eingestellt. Auch Treibriemen zur Kraftübertragung zählten zu den Erzeugnissen.

Die Rohrbacher Lederfabrik.
Die Rohrbacher Lederfabrik. Bildquelle: Archiv des Bezirksheimatvereins Rohrbach