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Der Lederfabrikant Wilhelm Poeschl aus Rohrbach (1901 – 1998)

Autorin: Monika Klepp

Curriculum

Am Beginn des Jahrhunderts wurde Wilhelm Poeschl am 6. 1. 1901 als jüngster Sohn des Fabrikanten Rudolf Poeschl geboren. Nach der Volksschule in Rohrbach besuchte er die Staatsoberrealschule in Linz, die er 1919 mit der Matura abschloss. Auf seine spätere Tätigkeit in der Firma wurde er sorgfältig vorbereitet. In Wien absolvierte er ein Privatstudium kaufmännischer Fächer und der Gerbereichemie und sammelte abschließend Erfahrungen in in- und ausländischen Betrieben. 1923 trat er als Betriebsassistent, später als Prokurist und Gesellschafter ins elterliche Unternehmen ein. Im gleichen Jahr schloss er die Ehe mit Handa Krauß, der Tochter eines Generals. Der Vater schenkte ihm ein großzügig bemessenes Grundstück in der unmittelbaren Nähe des Firmenareals. Beeinflusst von der Funktionalität und Ästhetik eines Adolf Loos plante seine Frau eine Villa, deren Außenansicht von den schmalen, geschosshohen Fenstern, der säulenflankierten Terrasse und der aufwendigen Dachkonstruktion bestimmt ist. Der Architekt Hugo Kathrein führte den Bau aus.

Nach der Besetzung Österreichs durch die deutsche Wehrmacht wurde Wilhelm Poeschl verhaftet, aber mit der Auflage freigelassen, die Lederproduktion zu steigern. 1940 verstarb sein Vater, nun übernahm Wilhelm Poeschl gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf, der die Wiener Firmenniederlassung leitete, als geschäftsführender Gesellschafter das Unternehmen. Ende des Zweiten Weltkrieges trug sein entschiedenes Auftreten vor dem Kreisleiter dazu bei, die Sprengung der Firma in den letzten Kriegstagen, die Besetzung der Panzersperren und eine Verteidigung des Marktes durch den Volkssturm zu verhindern. Am 1. Mai rückten die Amerikaner vor, der Ort wurde mit Brandbomben beschossen und eingenommen. Die Amerikaner wurden am 2. August 1945 von den Russen abgelöst, die das Mühlviertel in Besitz nahmen. In der Zeit von 1945 bis 1957 übte Wilhelm Poeschl das Amt des Bürgermeisters von Rohrbach aus.

Ehemalige Poeschl-Villa in Rohrbach, in der seit 2005 das Museum "Sinnenreich" eingerichtet wurde
Ehemalige Poeschl-Villa in Rohrbach, in der seit 2005 das Museum "Sinnenreich" eingerichtet wurde. Bildquelle: Archiv des Bezirksheimatvereins Rohrbach