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Franck in Linz

Geschichte eines Familienunternehmens

Autor: Roman Sandgruber

Der Verkauf an Nestlé

1963 gehörten zur INGA 27 Firmen mit 34 Betriebsstätten mit rund 7.000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von 440 Mio. Schweizer Franken. Zu ihren bedeutendsten nationalen Tochtergesellschaften zählten die Thomy-Franck AG Basel, die Unifranck Lebensmittelwerke GmbH, Ludwigsburg, die Franck und Kathreiner GmbH Linz, die Franck Alimentare Italiana, Mailand, die Compagnie Française de l’Industrie Alimentaire SA, Juvisy-sur-Orge, die Sociedad Anónima de Industrias y Derivados Alimenticcos, Barcelona und die Tofa Torrefracçao de Cafés de Portugal, Lissabon.

Franck und Nestlé
Franck und Nestlé.
1963 waren die insgesamt 118 Aktionäre der INGA immer noch zum größten Teil den Gründerfamilien zugehörig, insbesondere zu der großen Franck-Familie. In der 1964 in Interfranck Holding umbenannten INGA in Zürich spielten die in „Familiengruppen“ gegliederten Franck-Aktionäre die dominierende Rolle: mit Gustav Heinrich Franck und Alfred von Sick als prominentesten Vertretern.

Dipl.Ing. Walter Breyer (1910-1982) leitete seit 1958 als Geschäftsführer den Bereich Technik und Fabrikation in Ludwigsburg. Die führenden Kräfte in Ludwigsburg waren die Herren Alfred Mahler und Dr. Hannes Stöttinger, der später zur Interfranck nach Zürich wechselte. Verheiratet war Stöttinger mit einer Enkelin von Carl Franck bzw. Tochter von Margarete Heuss und in zweiter Ehe mit der älteren Tochter von Otto Franck. Der Linzer Geschäftsführer Hermann Wilhelm Breyer war bis zu seinem Tod 1958 Aufsichtsratsvorsitzender in Ludwigsburg. Sie prägten die Umstrukturierung der Unifranck vom Kaffeemittelhersteller zum Feinkostproduzenten. 1964 entstanden die Unifranck-Lebensmittelwerke, die später zur Tochter der Schweizerischen Ursina-Franck AG wurden. 1970 machte die deutsche Unifranck einen Umsatz von 230 Mio. DM bei 1870 Mitarbeitern. Die Wachstumssegmente waren Bohnenkaffee-Extrakt, die Markenfamilie „Thomy“ und das Großküchengeschäft.

Heinrich Franck Söhne
Heinrich Franck Söhne.
Der Zusammenschluss mit der umsatzstärkeren, aber gewinnschwächeren Ursina AG, Bern (mit ihren deutschen Töchtern Allgäuer Alpenmilch AG und Alete GmbH) im Jahr 1970 führte nicht zum erwarteten Erfolg. Dem folgte der Zusammenschluss mit der Nestlé Alimentana, Vevey. Die Fusion „durch Absorption“ nach Artikel 748 des Schweizer Obligationenrechts, bei der das ganze Vermögen der Ursina-Franck mit allen Aktiven und Passiven auf die Nestlé Alimentana überging, erfolgte im Mai 1971. Der Tausch der Ursina-Franck-Aktien gegen die damals vergleichsweise niedrig bewerteten Nestlé-Inhaber-Aktien war für die Franck-Teilhaber kein schlechtes Geschäft. Die Aktien der Ursina-Franck wurden gegen 252.000 Inhaber-Aktien der Nestlé Alimentana umgetauscht.

Schon 1971 wurde die in „Titze Nahrungsmittel GmbH“ umbenannte Julius Titze AG mit der „Franck und Kathreiner GmbH“ verschmolzen. Im Jahr 1973 wurde die Franck & Kathreiner Ges.m.b.H in Linz von Nestlé übernommen und in ein Zentrum für Maggi-Produkte umgestaltet. Der Standort Linz wurde Österreich-Zentrum für diese Sparte. Die Zentrale aber wanderte nach Wien ab. Auch der Marken- oder auch Firmenname Franck blieb nicht erhalten.